Burg Stolpen – Ausflug ins Mittelalter mit Burggeist und einer Lady

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Der olle Goethe hat es schon vor Jahrhunderten gewusst. Man muss nicht weit fahren, um glücklich zu sein. Seit einem Jahr zwingt uns ein winziger Virus klein zu denken, auch im Reisen. Da wirkt auf einmal die alte Heimat, die man vor vielen Jahrzehnten mit der Absicht verlassen hat, niemals wieder zu kommen, ganz nah. So geht es uns mit dem Bundesland Sachsen. Bis zur Landesgrenze sind es für uns Berliner nur wenige Kilometer. Längst nicht alles haben wir in früheren Jahren gesehen oder mit der Zeit wieder aus den Augen verloren. Burg Stolpen ist so ein Beispiel. Wer von Dresden in Richtung Osten fährt sieht sie schon von weitem, die Türme, die sich stolz in den sächsischen Himmel erheben. Stolpen ist berühmt, Nicht, weil es auf einem Hügel liegt, aufgeschüttet vor Jahrmillionen nach einem Vulkanausbruch. Auch nicht, weil es über den wahrscheinlich tiefsten natürlichen Brunnen verfügt. Knapp 94 Meter fällt der Schacht in die Tiefe. Seine Bekanntheit verdankt der kleine Ort am Rande der sächsischen Schweiz einer stolzen Dame aus dem 17. Jahrhundert, die man heutzutage mit einer Pop-Diva vergleichen würde: Gräfin Anna Constantina Reichsgräfin von Cosel.

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Allgemeines über Stolpen

Stolpen ist überschaubar. 5500 Einwohner leben hier. Mal so über den Daumen gepeilt. Nette Einfamilienhäuser zieren rechts und links die Landstraße, die durch den Ort führt. Es gibt einen großen Parkplatz, ein Einkaufszentrum und etwas Kunsthandwerk. Der Marktplatz ist zum Verlieben. 1222 findet Stolpen seine erste urkundliche Erwähnung. Die Festungsanlage gehörte damals den Bischöfen von Meißen. Weil es in der Umgebung wenig Löschwasser gab, brannte die Stadt öfters mal ab. Der letzte Großbrand ereignete sich im Februar 1795 und zerstörte fast den gesamten Ort. 1813 stattet Napoleon Bonaparte der Region einen “Besuch” ab und 67 Jahr später wurde Stolpen mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie nach Neustadt attraktiv für Urlauber. Der Ortsname Stolpen basiert übrigens auf dem altserbischen Wort Stolp, was übersetzt für Pfosten oder Mauer steht. Und in der Tat ruht der Ort auf Basaltsteinen, die vor Jahrmillionen nach einem Vulkanausbruch aus dem Erdboden gewachsen waren.

Der Marktplatz von Stolpen unterhalb der Burg Stolpen

Wenn die Burgtore von Burg Stolpen sich öffnen, öffnet sich eine andere Welt

Stolpen berühmteste Einwohnerin war eine Lady aus der Stadt. Anna Constantia von Cosel, die Tochter eines edlen Ritters aus dem Sachsenland kam am Weihnachtsabend des Jahres 1716 auf die Burg. In einer Pferdekutsche, unter strenger Bewachung und nicht freiwillig. Die Cosel, Mätresse des Königs August der Starke, hatte es sich mit dem Landesvater verscherzt und war zur Strafe in die Provinz verbannt worden. Auf Lebenszeit. Sie war dem Monarchen und seinen Politikern zu mächtig geworden. Beim Besuch in der Burg kann man sich durchaus vorstellen, wie schlimm diese Zeit für eine Gräfin gewesen sein muss. Anna Constantia von Cosel war Besitzerin von Schloss Pillnitz, wohnte im Taschenbergpalais gegenüber dem Zwinger in Dresden und musst ab sofort ein Leben in ärmlichen Verhältnissen ertragen. Im Turmverließ war es windig und kalt. Das Essen war bestimmt auch sehr Gewöhnung bedürftig.

Die Ausstellung in der Burg erzählt die Geschichte der Cosel bis ins kleinste Detail und ist sehr empfehlenswert. Auch deshalb, weil es kein Happy End gab. Anna Constantia von Cosel, Mutter von drei Kindern, starb am 31. März 1765 84-jährig auf Burg Stolpen. Ein einziges Mal in der langen Zeit ihrer Gefangenschaft, 48 Jahre Knast sind nicht ohne, hegte sie ernsthafte Hoffnung auf Begnadigung. Da nämlich kam der Kurfürst zu militärischen Übungszwecken nach Stolpen. Glaubt man den Erzählungen, stand die Gräfin am Fenster vom sogenannten Coselturm und versuchte vergebens, mit dem König Blickkontakt aufzunehmen. August der Starke soll sie völlig ignoriert haben.

Kanonen, Schwerter und ein Burggeist

Sie dürfen bei der Besichtigung einer mittelalterlichen Burganlage natürlich auch auf Burg Stolpen nicht fehlen: Kanonen, Schwerter und andere Folterinstrumente. Gleich gegenüber der Kasse gibt es in einem Ausstellungsraum allerhand dieser mittelalterlichen Folterinstrumente. Dort wird auch gleich anschaulich die Handhabung und den Einsatzbereich der Waffen gezeigt. Zum Beispiel, wie Folter in Strafprozessen im Mittelalter praktiziert wurde. Die Folterkammer zeigt Zeugnisse über die Methoden und natürlich einige der wirklich gruseligen Folterinstrumente.

Keine Burg ohne Burggeist! In Stolpen nenn sich das Gespenst Basaltus und macht angeblich seit Jahrhunderten die Burgmauern unsicher. In den Burgkellern hat er ein Domizil gefunden, wo er gern vorwitzige Menschen erschreckt. Wer ihn sehen will, muss im Übrigen 10 Cent opfern. Wer dafür zu geizig ist, sollte sich in Geduld üben können. Angeblich badet der Geist manchmal im tiefen Burgbrunnen.

Burggeist Basaltus

Für alle wissbegierigen Menschen haben wir noch ein paar Links zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern.

Anna Constantia von Cosel – bei Wikipedia und in der sehr sehenswerten ZDF- Dokumentation

Burg Stolpen – hier gehts zum Portal

Sächsische Schweiz – Das Elbsandsteingebirge liegt nahe

Dresden – die Perle an der Elbe

Corona-Hinweis

Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Burganlage vorerst bis 14. März 2021 geschlossen. (Änderungen vorbehalten)

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