Heute nehmen wir euch mit auf eine kleine Wanderung rund um die alte Burgruine Burg Regenstein vor den Toren von Blankenburg. Das ehrwürdige Gemäuer, oder besser gesagt die Reste davon, thront auf einer Bergkuppe an den Ausläufern des Harzgebirges und bietet von oben einen weiten Blick in das Harzvorland bis weit nach Halberstadt oder auf die Sandsteinformationen der Teufelsmauer bei Neinstedt. Die Runde führt erst zur alten Mühle und später in die legendären Sandsteinhöhlen des „Heers“.

Burg Regenstein bei Blankenburg im Harz ist eine beeindruckende Ruine, die durch ihre einzigartigen Besonderheiten besticht. Dass sind vor allem die zahlreichen, in den Sandstein gehauenen Räume, darunter Pferdeställe und Kasematten, die das charakteristische Merkmal dieser Anlage darstellen. Insgesamt weist die Burg noch heute 32 dieser Felsräume und Gräben auf.
Die Burg blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die bis ins Mittelalter reicht. Im 17. Jahrhundert wurde sie von den Preußen zu einer Festung ausgebaut. Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal ist der einstige Burgbrunnen, der mit einer Tiefe von 197 Metern zu den tiefsten Burgbrunnen der Welt zählte. Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Burg im Jahr 1784, um geologische Untersuchungen durchzuführen, was ihre Bedeutung auch aus wissenschaftlicher Sicht belegt. Nicht zuletzt bietet die Lage der Burg auf einem hohen Felssporn einen atemberaubenden Ausblick auf die malerische Landschaft des Harzes, was sie zu einem lohnenden Ziel für Besucher macht.
Kurze Wegbeschreibung
Wanderung um die Burg Regenstein über den großen Papenberg, Regensteinmühle, die kleinen Sandhöhlen, großen Sandhöhlen vorbei an der kleinen Roßtrappe um die Burg Regenstein

Unsere Wanderung beginnt am Parkplatz der Burg Regenstein, wo wir uns sogleich links halten. Nach etwa 200 Metern biegen wir erneut links ab, um nach weiteren 200 Metern rechts in den Wald einzutauchen. Der Weg führt uns entlang des Mühlengrabens, über die alte Heerstraße und weiter in Richtung eines Parkplatzes mit angrenzender Hundeschule. Nach rund 1,5 Kilometern überqueren wir diesen Parkplatz und halten uns rechts, um den Großen Papenberg zu erklimmen. Die grandiose Aussicht auf die weite Landschaft und den Regenstein lohnt sich. Außerdem kann man auf den Sandsteinfelsen wunderbar seinen Gedanken nachhängen und Pause machen.
Nach etwa 2,34 Kilometern machen wir einen Abstecher zur Regensteinmühle, wo sich auch eine Stempelstelle 82 befindet. Zurück auf dem Hauptweg, wo wir wieder auf den kleinen Rundweg treffen, folgen wir dem nun belebteren Pfad zu den kleinen Sandhöhlen, die wir nach 500 Metern erreichen. Nach einem kurzen Einblick in ihre Geschichte setzen wir unseren Weg durch den Kiefernwald fort und gelangen nach 200 Metern zu den großen Sandhöhlen, einem beliebten Ziel für Besucher. Hier gibt es den Stempel Nummer 81. Von den Sandhöhlen aus wandern wir weiter durch den Wald, bis wir auf die alte Heerstraße treffen.


Nach deren Überquerung nehmen wir den Aufstieg zur Kleinen Rosstrappe und der Feldwebel-Anton-Schmid-Kaserne in Angriff. Die knapp 100 Höhenmeter haben es mit einem Anstieg von etwa 25 % in sich. Oben angekommen, wenden wir uns rechts und laufen auf die Burg Regenstein zu. Wir folgen dem Weg links an der Burgmauer entlang, der uns immer an der Burg Regenstein entlangführt. Nach einem kleinen Abstieg und insgesamt 5,8 Kilometern stehen wir direkt vor dem Eingang zur Burg. Stempelstelle 80. Wir biegen links ab und erreichen nach 6,2 Kilometern wieder unseren Ausgangspunkt.

Das alte Grabensystem am Wegesrand. Über den Zulauf bekam die Regensteinmühle immer genügend Wasser ab.

Eingebettet in die reizvolle Landschaft zwischen der imposanten Burg und Festung Regenstein (HWN 80) und den geheimnisvollen Sandhöhlen im Heers (HWN 81) lag einst die Regensteinmühle. Dieses historische Bauwerk, dessen Ursprünge bis ins späte 12. Jahrhundert zurückreichen, spielte eine wesentliche Rolle in der Versorgung der Burgbewohner. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts stellte die Mühle Grützmehl und Öl her und trug so zur Ernährung der Burgbesatzung bei.
Die Kraft des Wassers, die die Mühlräder antrieb, wurde durch ein ausgeklügeltes System gewonnen. Ein fast zwei Kilometer langer Mühlgraben leitete das Wasser des Goldbachs, der unterhalb des Mönchemühlenteichs entspringt, zur Regensteinmühle. Dieses ingenieurtechnische Meisterwerk ermöglichte den reibungslosen Betrieb der Mühle und trug somit zur Autarkie der Burg bei.

Die Sandhöhlen im Heers, von den Einheimischen liebevoll „Sandhutsche“ genannt, verstecken sich im Wald nordöstlich der Burg Regenstein. Das „Heers“ selbst ist ein weitläufiger Kiefernwald zwischen Blankenburg und Halberstadt, der seinen Namen einer alten Heerstraße verdankt, die ihn durchquert. Schon der Weg zu den Sandhöhlen ist ein kleines Abenteuer: Überall ragen kleine Felsen aus dem sandigen Boden. Doch die „Sandhutsche“ selbst ist ein echtes Highlight. Hier erheben sich bis zu drei Meter hohe Felsen, in die Menschen schon vor langer Zeit Höhlen gehauen haben. Dieser Ort hat eine besondere Ausstrahlung. Kein Wunder, dass schon die alten Germanen sich hier trafen. Bis heute versprühen die Sandhöhlen eine magische Anziehungskraft und sind für jeden Besucher eine beeindruckende Entdeckung mitten im Kiefernwald.
Die Burg Regenstein ist ein beliebtes Ausflugsziel, vor allem im Sommer. Aber nicht nur Wanderer und Touristen zieht es hierher, sondern auch Filmemacher. Die beeindruckende Kulisse der Burg und ihrer Umgebung diente bereits als Drehort für mehrere bekannte Filme. So wurden beispielsweise Szenen des Kinderfilms „Das singende klingende Bäumchen“ (2016) und des Films „Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs“ (Teil 3) in der Gegend um die Burg Regenstein gedreht. Auch die Burg selbst war schon im Kino zu sehen: Hier entstanden Aufnahmen für den Film „Tschick“.

Die Sage von der Burg Regenstein
Was wäre ein solcher Ort ohne eine passende Sage? Im Harz ein Ding der Unmöglichkeit. Schließlich gehören die alten volkstümlichen Erzählungen zum Kulturschatz der Region. Auch über die Burg Regenstein erzählen sich die Menschen die wildesten Geschichten. Einst lebte hier der Graf von Regenstein. Groß war sein Hofstaat, nur die passende Frau ward nicht gefunden. Eine der schönsten Jungfrauen des Landes, die Tochter eines Blankenburger Handwerkers, hatte es ihm angetan. Doch die holde Maid verschmähte die Liebe des Adeligen.
Also ließ der Graf die junge Frau entführen und in sein eigens dafür erbautes Verließ im abgelegensten Winkel der Burganlage werfen. Dunkel war’s im Verschlag und eintönig. In der Hoffnung auf eine rasche Wendung schenkte der Hausherr dem Fräulein einen wertvollen Ring. Die Jungfrau steckte in sich zwar an den Finger, aber an den falschen, und ließ den Grafen immer wieder aufs Neue abblitzen. Die Zeit verging und die Jungfrau im Turm wusste bald nicht mehr, welche Tages- oder Jahreszeit vor dem Gemäuer herrschte. Ihr Peiniger ließ sie hungern.
Eines Tages aber rauschte ein mächtiger Sturm über das Harzer Vorland. Die Bäume bogen sich im Wind, die Äste krachten auf die Burgmauern. Das Mädel im Verlies bemerkte plötzlich einen Luftzug im Gemäuer. Witterungsbedingt hatten sich Risse im Sandstein gebildet. Das Baumaterial bröckelte. Also nahm sie ihren Ring in die Hand und kratzte so lange am Sandstein, bis sich ein kleiner Durchgang in die Freiheit gebildet hatte. In einer dunklen Nacht nahm sie all ihren Mut zusammen. Kroch durch den Spalt und hangelte sich am Fels nach unten. Keiner hatte die Flucht bemerkt und sie rannte, so schnell sie konnte, zurück in den Kreis ihrer Familie. Die Freude war natürlich groß.
Nachdem die Jungfrau den Dorfbewohnern ihr Leiden erzählt hatte, sannen diese nach Rache und man lief mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnet in Richtung Burg. Der Graf war nicht zu finden. Doch dann sahen sie Licht im Verlies und öffneten die Tür. Der ganze Raum war voller Rauch. In der Mitte stand der Graf im Fegefeuer und musste nun für seine Tat büßen. Doch die Jungfrau hatte Mitleid und warf ihrem Peiniger den Ring zu, den er ihr geschenkt hatte. Damit war seine Seele erlöst, sein Leben aber zu Ende.
Es gibt natürlich noch eine kinderfreundliche Variante des Schlusses. Dem Grafen taten seine schrecklichen Taten leid. Er verließ die Burganlage, ritt auf seinem Pferd davon und niemand hat ihn wieder zu Gesicht bekommen.






