Es muss ja nicht gleich ein weit entferntes Wandergebiet sein für den ersten Spaziergang im Jahr. Berlin hat jede Menge wunderschöne Natur zu bieten, und meist liegt diese auch gleich um die Ecke. Zwischen Berlin-Grünau und dem Örtchen Schmöckwitz an der Stadtgrenze zum südlichen Brandenburg befindet sich mit der Krumme Lake ein Naturjuwel der besonderen Art. Ein winziger Fluss schlängelt sich hier durch ein Moorgebiet im Wald und lädt zu kleinen Wandertouren.
Wandertour Krumme Lake
Die Berliner ordnen die Krumme Lanke eigentlich dem Bezirk Zehlendorf zu. Dort heißt der See aber Krumme Lanke. Doch auch der Südosten Berlins kann mit einem solchen Waldgebiet aufwarten. Es liegt zwischen Grünau und dem ehemaligen Forscherort Schmöckwitz und ist leicht mit der S-Bahn oder der Straßenbahn zu erreichen. Die Wandertour beginnt direkt am Bahnhof Grünau. Wir überqueren die Gleise der Tramlinie 68 und halten uns am Waldeingang gleich schräg rechts. Quer durch das Waldgebiet geht es jetzt erst einmal immer parallel zum Adlergestell in Richtung Waldfriedhof Grünau. Einige Minister der letzten DDR-Regierung sind hier begraben. Der berühmte Showmaster Heinz Quermann (bekannt durch Formate wie die „Schlagerrevue“) hat hier ebenfalls seine letzte Ruhestätte gefunden.
Hanffs Ruh und Richtershorn
Nur einen Steinwurf vom Friedhof entfernt, passieren wir das Ausflugslokal Hanffs Ruh. Dahinter wenden wir uns nach links, folgen dem Grundstückszaun Richtung Osten, überqueren schließlich einen kleinen Bach und biegen gleich danach rechts in den Waldweg ein. Willkommen in der Krummen Lake. Von hier aus wandern wir kilometerlang dem Bach entlang in Richtung Schmöckwitz. Bei Kilometer 4,7 nehmen wir die Abzweigung links bis zum Richtershorn. Dort schwenken wir erneut nach links auf die Sportpromenade, die uns direkt am Wasser entlang zurück nach Grünau führt.
Der Fluss Dahme ist dabei unser stetiger Begleiter, obwohl wir tatsächlich am Langer See entlanggehen, den die Dahme nur durchfließt. Auf der anderen Uferseite sind unter anderem der Fernsehturm Müggelberge und der Müggelturm zu sehen. Am Strandbad Grünau verlassen wir die Sportpromenade und wenden uns nach links über Hanffs Ruh und am Waldfriedhof Grünau vorbei zurück zum S-Bahnhof am Adlergestell.
Mord am Adlergestell
Wer bei Kilometer 4,3 (liegt an einer Waldkreuzung) fix Geschichte schnuppern will, biegt hier kurz nach rechts ab und läuft vor bis zum Adlergestell. Dort geht es dann für einige Meter zurück Richtung Berliner Innenstadt. Rechts im Wald steht ein unscheinbarer Gedenkstein mit unleserlicher Aufschrift. Es ist der Gedenkstein an einen Polizisten, der hier vor mehr als 80 Jahren von Gaunern ermordet wurde.
Das Adlergestell ist eine knapp 12 Kilometer lange, kerzengerade Straße, die sich durch den Südosten Berlins zieht. Sie war in den 1930er Jahren Schauplatz eines tragischen Verbrechens, welches weit über die Grenzen der Stadt hinaus für Aufsehen sorgte: der Mord an Oberwachtmeister Arthur Herrmann. Der war am Abend des 24. März 1937 war als Fahrradstreife im Dienst gewesen, als er Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Er wurde durch einen Schuss in die linke Brusthälfte tödlich verletzt. Trotz seiner schweren Verletzung gelang es ihm noch, den flüchtenden Täter etwa 30 Meter in den Wald zu verfolgen und sogar einen Schuss aus seiner Dienstwaffe abzugeben.
Die Spur führte zu den Brüdern Walter und Wilhelm Götze, die für eine Reihe von Raubüberfällen in Berlin und Umgebung verantwortlich waren. Sie hatten unter anderem Autofahrer überfallen und ausgeraubt, indem sie Hindernisse auf der Straße platzierten, und so die Fahrzeuge zum Anhalten zwangen. Die Götze-Brüder lebten trotz ihrer Raubzüge in einfachen Verhältnissen in Berlin-Oberschöneweide. Lange konnte man ihnen die Straftat am Adlergestell nicht nachweisen. Erst die Aussagen einer Wirtin brauchte die Ermittler auf die richtige Spur.
Die Brüder wurden verhaftet und gestanden die Taten. Im Juni 1938 ging‘ es vor den Kadi. Ihnen wurden insgesamt 157 Raube, 16 schwere Körperverletzungen und zwei Morde zur Last gelegt, darunter der Mord an eben jenem Arthur Herrmann. Das Urteil fiel hart aus: Todesstrafe, vollstreckt am 30. Juni 1938 in Plötzensee.