Tag 1 – Heide guggen in Kyritz
20.08. – Wir sind spät am Nachmittag in Berlin gestartet. Ziel für die erste Übernachtung war der Wanderparkplatz in Pfalzheim, direkt an der Kyritzer Heide. Der ist kostenlos, schnell von der Autobahn erreichbar und wunderschön ruhig am ehemaligen Truppenübungsgelände gelegen. Ankunft war gegen 21 Uhr. Am nächsten Morgen sind wir früh um 6:30 Uhr zum Fotografieren in die Heide zum Sielmann-Turm gewandert. Es lohnt sich vor allem zur Heideblüte Ende August.
- Wunderschöne Natur
- Freier Platz
- Toilette
Tag 2 – Von der Müritz an die Ostsee
21.8. – Wir fahren über Waren an der Müritz in Richtung Ostsee. Waren haben wir vor einiger Zeit bereits einen Besuch abgestattet. Damals übernachteten wir auf einem Campingplatz am Ostufer der Müritz in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark. Waren hat einen schmucken Hafen sowie eine kleine, schnuckelige Altstadt und ganz viele Touristen, die sich in der Hauptsaison gegenseitig auf die Füße treten.
Über Teterow, Schwaan und Bad Doberan fahren wir weiter an die Ostseeküste nach Heiligendamm. Direkt an der Median-Klinik geht es nach links in eine Sackgasse, an deren Ende man wunderbar im Camper übernachten kann. Es gibt eine Toilette und ein Restaurant. Strand und Steilküste sind nur wenige Meter entfernt. Wer wunderschöne Sonnenuntergänge mag, ist hier genau richtig.
Zum Abendessen gab es Fish & Chips sowie Burger mit Fritten. Die Strandbar liegt direkt am Alten Wald, einem Waldgebiet an der Steilküste mit uralten Bäumen. Bis nach Heiligendamm ist es am Strand entlang rund einen Kilometer Fußmarsch, bis nach Kühlungsborn rund drei Kilometer. Wer will, kann auch mit der Bäderbahn fahren.
- Parken am Straßenrand
- Wir haben von 15 Uhr bis 10 Uhr am folgenden Tag etwa 4.20 Euro bezahlt
- Toilette vorhanden (8 bis 22 Uhr geöffnet).
Tag 3 – Schweden, wir kommen
22.8. – Es geht zur Fähre nach Rostock an den Überseehafen. Von dort starten wir mit der TT-Line nach Trelleborg. Abfahrt war pünktlich um 14 Uhr, die Ankunft in der schwedischen Provinz gegen 19.30 Uhr. Die Fähre Nils Holgersson ist frisch restauriert worden und bietet auf dem Sonnendeck jede Menge Platz zum Sitzen. Auch die Restaurants und Cafés sind modernisiert. Alles ist hell und lichtdurchflutet und macht einen gemütlichen Eindruck. WLAN ist an Board während der Überfahrt vorhanden.
Die Übernachtung haben wir, wie im letzten Jahr, auf einem Waldparkplatz bei Schloß Torup geplant.
- Waldparkplatz
- Toilette vorhanden
Tag 4 – Alles IKEA, oder was?
23.8. – Wir haben es tatsächlich gestern Abend bis zum Schlafplatz geschafft. Mit uns standen noch fünf andere Camper auf diesem Waldparkplatz. Zum Frühstück gab es was Schnelles auf die Hand. Erstes Ziel am heutigen Freitag: Der IKEA-Store in Älmhult. Wir brauchten nämlich zwei neue Kopfkissen. Nichts ist schlimmer als in der Nacht nicht richtig schlafen zu können, weil das Ruhekissen aufgrund seines fortgeschrittenen Alters steinhart wie ein Brett unter dem Haupthaar liegt. Und was kauft man hier noch, obwohl man eigentlich nichts braucht? Richtig: Kerzen und Servietten. Außerdem ist ein Urlaub in Schweden ohne IKEA-Besuch kein richtiger Schwedenurlaub. Älmhult beherbergt auch das IKEA-Museum. Das haben wir uns im vergangenen Jahr angesehen. Sehr empfehlenswert.
Ziel des heutigen Tages war das kleine Örtchen Gräfsnäs, 50 Kilometer nordöstlich von Göteborg. Dort gibt es eine alte Schlossruine mit Park und Stellplatz zum Übernachten. Grafsnäs ist auch die Endhaltestelle der Anten-Grafsnäs-Järnväg. Das ist eine alte Eisenbahnstrecke, die heute als Museumsbahn von Ehrenamtlichen betrieben wird. An diesem Wochenende ist der letzte Betriebstag in diesem Jahr und wir wollen uns das mal genau anschauen.
Wir kämpfen im Übrigen gerade mit einem ausgewachsenen Sturm, welcher seit Stunden mit 45 Kilometern in der Stunde übers Land pfeift. Der See Anten ist aufgewühlt und es „regnet“ viele Äste im alten Schlosspark.
- Schöner Schlosspark
- Eisenbahnstation
- Toilette vorhanden
- Wohnmobilstellplatz kostenlos
Tag 5 – Eisenbahn wie in alten Zeiten
Eisenbahnromantik in Västragötland und Wildnis im Värmland
24.8.24 – 11 Uhr: Heute Morgen ist auf dem Bahnhof Gräfsnäs bei Sollebrun noch nicht viel los. Ein paar Arbeiter schrauben an einer Schranke herum, welche der Sturm gestern kurzerhand mal umgeworfen hatte. Ein alter Bahnhofsvorsteher kümmert sich um die Fahrgäste, die ungeduldig auf den ersten Zug des Tages warten. Fotografen haben sich eingefunden. Heute ist das letzte Fahrwochenende in diesem Jahr der Anten-Gräfsnäs Järnväg. Die Museumsbahn bimmelt zwischen den Ortschaften Anten (liegt am gleichnamigen See) und Gräfsnäs hin und her. Einmal im Monat sorgen ehrenamtliche Helfer und Helferinnen für Eisenbahnromantik bei den Fahrgästen.
Zu sehen gibt es jede Menge. Zuerst kommen zwei alte Dieseltriebwagen und bringen neben einigen Fahrgästen auch das Stationspersonal nach Gräfsnäs. Dann erscheint am Horizont das Highlight des Tages, eine Dampflokomotive vom Typ VGJ 24, erbaut 1911 in den Werkstätten der schwedischen Lokschmiede NOHAB in Trollhättan. Hier in Gräfsnäs werden Lokomotiven auf einer riesigen Scheibe gedreht, damit sie vorwärts ihre Rückreise antreten können. Eine Besonderheit des Bahnhofes.
Zum Schluss rattert, von weitem hörbar, eine Diesellokomotive der Baureihe HBA 2 durch das dichte Grün des Schlossparks Gräfsnäs. Wir sind zufrieden. Seit Jahren wollen wir schon diesen Fuhrpark vor die Linse bekommen. Endlich hat es mal geklappt🤗🤗🤗.
Kurs Norden
Wir nehmen im Anschluss an diese Fotoaktion Kurs in Richtung Norden. Es muss etwas Strecke gemacht werden. Ziel am Abend ist ein kleiner Stellplatz am Femtfallet oberhalb der Ortschaft Stöllet im Värmland. Bis dahin sind es rund 350 Kilometer. Wir geben unserer Ellie die Sporen und kommen gegen 19.30 Uhr auf dem Platz vor dem Wasserfall an. Ein paar Holländer sind noch hier mit ihren großen Wohnmobilen. Uns zieht es vor dem Abendessen fix zum Fotografieren an den großen Fall.
Tag 6 – Grenzgänge
Vom Femtfallet geht es über den Digafallet und Sälen ins Idrefjäll
25.8.24 – Es hat die ganze Nacht geregnet. Erfreulich, dass jetzt zum Frühstück die Sonne über dem Wald am Femtfallet scheint. Wir genießen den Sonntagmorgen, packen unsere sieben Sachen zusammen und starten zum Digafallet. Der Wasserfall liegt ein paar weiter nördlich und wartet mit einem „Lost Place“ auf uns. Direkt am Wasserfall verfällt langsam aber sicher die Ruine des ehemaligen Wasserkraftwerks. Im Inneren des Hauses sieht es aus, als hätten die ehemaligen Besitzer schnell das Wichtige mitgenommen, um dann Hals über Kopf zu türmen.
Alte Möbel liegen wild durcheinander. Ansonsten ist die Bude ordentlich vermüllt. Die Besucher aus vielen Ländern haben ihre Spuren hinterlassen. Der Wasserfall ist übrigens sehr sehenswert. Beeindruckend, wie sich die Wassermassen durch den engen Canyon quetschen und dabei seit Jahrtausenden die Felsen bearbeiten und formen.
Das Nachtlager haben wir am Abend traditionell am Ufer des Österdalälven zwischen Särna und Idre aufgeschlagen. An mehreren Stellen entlang des Flusses gibt es sogenannte Lagerplätze. Da darf man legal übernachten, inklusive Feuerholz und Trockentoilette. Pro Nacht kostet der Spaß 60 Kronen (5,24 Euro). Der Preis ist seit mehr als 20 Jahren immer der gleiche geblieben. Zum Abschluss des Tages machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang und es gibt einen wunderschönen Sonnenuntergang. Reiseherz, was willst du mehr?
Tag 7 – Faulenzer am Werk
26.8.24 – Wir haben uns auf einem Campingplatz in Idre einquartiert. Knapp 40 Euro kostet der Spaß, inklusive Strom und Dusche. Die haben wir mehr als nötig nach einer Woche on Tour im Van. Auch sonst genießen wir die Langsamkeit des Seins. Pünktlich um 18.30 Uhr fällt uns ein, dass ein wichtiger Bestandteil des Abendessens nicht an Board ist: Pesto. Also sind wir nochmal die 1,5 Kilometer in den Ort gewandert und haben das kleine Fläschlein gekauft.
Tag 8
Idrefjäll, Städjan und Regenwolken über Jämtland
27.8.24 – Unser Tag beginnt mit einem sonnigen Frühstück auf dem Campingplatz in Idre. Wir haben heute einiges vor. Weil das Regenradar für unser nächstes Reiseziel einige Regentage vorhersagte, planen wir unsere Route um und nehmen direkten Kurs auf den Norden. Aber vorher wollen wir dem höchsten Gipfel im Idrefjäll einen Besuch abstatten. Der Städjan ist 1131 Meter hoch und gilt als das Wahrzeichen der Region. Von Weitem sieht er aus wie ein erloschener Vulkan. Der Aufstieg ist anspruchsvoll, aber gut zu bewältigen.
Am späten Nachmittag starten wir von Idre in Richtung Östersund. Das sind knapp 400 Kilometer. Unser Ziel ist ein einfacher Stellplatz am Storsjön, erreichen wir gegen 22 Uhr. Der Platz hat eine Toilette, es gibt Trinkwasser. Die Kosten belaufen sich auf zehn Euro für die Übernachtung.
Tag 9
Hochzeitstag und Roadtrip-Blues
28.8.24 – Heute ist unser 31. Hochzeitstag. Wie schauen uns nach dem Aufwachen tief in die Augen und beschließen, auch in den kommenden 31 Jahren gut aufeinander aufzupassen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir zunächst zum Geldausgeben nach Östersund, dann lenkt Nicole den alten Van zielstrebig auf die E45 in Richtung Norden. Die kommenden 440 Kilometer bringen wir recht entspannt hinter uns. Es geht durch ein lichtdurchflutetes, herbstliches Södra Lappland bis nach Arvidsjaur. 10 Kilometer hinter der Ortschaft biegen wir auf einen Rastplatz ab und machen den Motor aus. Das Tagesziel ist erreicht. Zur Belohnung für die Tagesetappe macht Smutje (Nicole) noch eine Extraschicht. Es gibt Rouladen, grünen Spargel und frisches Baguette. Zum Nachtisch gibt es Nordlichter. Punkt 23 Uhr jagt der Westwind die Wolken auseinander und es wird magisch am Himmel über Schweden. Wer das einmal erlebt hat, weiß, wovon wir reden.
Tag 10
Von Arvidsjaur an den Stora Lulevatten
29.8.24 – Erstes Ziel des Tages ist der Polarkreis kurz vor Jokkmokk. Hier überschreiten wir die Tag-Nachtgrenze. Heißt, einen Monat im Jahr, vom 21. Juni bis zum 21. Juli, wird es ab hier Richtung Norden nicht vollständig dunkel. Mittsommer nennen die Schweden diese Zeit. Der Platz an der E45 hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aufkleber haben die Tafel mit der Aufschrift „Polarcirkel“ verschandelt. Das Café hat natürlich längst geschlossen. Dafür kann man umsonst Wasser tanken.
Wir fahren weiter nach Jokkmokk. Das ist das Zentrum der samischen Kultur in Lappland. Im Museum Ajtte kann man sich über das Leben der Ureinwohner Lapplands informieren, ihre Geschichte und ihre kulturelle Entwicklung kennenlernen. Der Besuch ist sehr lohnenswert und jedem Nordlandreisenden zu empfehlen.
Nach der Kultur kommt wieder die Wildnis. Wir schauen uns den ehemaligen Wasserfall Harsprangsfallet vor Porjus an. Faszinierend, mit welcher Gewalt das Wasser in den vergangenen tausenden Jahren Spuren im Fels hinterlassen hat.
Unseren Schlafplatz kennen wir schon. Es ist der verlassene Bahnhof von Luspebrygga. Der liegt am Stora Lulevatten oberhalb von Porjus. In den Sommerferien bimmelt hier die berühmte Inlandsbana durch die Landschaft. Jetzt ist es sehr ruhig hier. Der Sonnenuntergang ist wunderschön. Die Ruhe am See auch. Mal schauen, ob es heute wieder Nordlicht gibt.
Tag 11
Herbstland
30.8.24 – Wartend auf den nächsten Zug… oder einfach nur die melancholische Herbststimmung in Lappland genießen. Es tröpfelt vom Himmel. Der Kaffee ist aufgebrüht. Auf dieser Bahnstrecke ist jetzt die Winterpause eingekehrt. Im kommenden Sommer fahren hier wieder die Züge der Inlandsbanan . Gerade ist es hier so ruhig, man kann den alten Schwellen beim Geschichten erzählen zu hören. Wenn jetzt noch ein Elch über die Gleise… Na, das wäre jetzt der Herbstromantik zu viel.
🥰😂🙏👍😎
Was uns bei der Auswahl unseres Übernachtungsplatzes geritten hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Möge Odin uns verzeihen 😂 . Wir stehen nämlich auf dem Campingplatz Kiruna. Umringt von unzähligen Norwegern mit ihren Dickschiffen. Ein schrecklicher Platz. Bis zu den Duschen läuft man 5 Minuten. Und genau deswegen sind wir hier. Noch einmal unter die Dusche springen, damit wir morgen frisch geduscht in den Abisko starten können. Es sind gerade 12 Grad draußen. Immerhin haben wir Strom. Zum Abendessen gibt es überbackenes Hühnchen aus dem Omnia-Backofen und frische Kartoffeln.
Tag 12
In den Abisko
Wir verlassen Kiruna gleich nach dem Frühstück. Die Sonne scheint vom tiefblauen Himmel. Nach einem kurzen Tankstopp geht es auf direktem Weg in den Abisko-Nationalpark. Zum größten Teil führt die E 10 am See Torneträsk entlang. Der ist riesig groß, hat glasklares Wasser und wird von teils schneebedeckten Bergen umsäumt.
Im Abisko Nationalparkcenter gibt es erstmal Mittag. Auf der Speisekarte stehen Dorsch, dazu Kartoffeln und diverse Salate. Der Dagens Lunch kostet 160 Kronen, das sind umgerechnet etwa 15 Euro pro Person.
Unsere heutige Wandertour führt uns zum Wasserfall des Abiskojokk. So heißt der Fluss hier, der sich wild vom Gebirge durch Canyons in den Torneträsk stürzt. Die Runde ist insgesamt 12,2 Kilometer lang und sehr empfehlenswert.
Die Nacht verbringen wir dem Naturrastplatz Bergfors an der E10. Neben uns stehen noch Leipziger mit ihren Bulli. Heute sollen wieder Nordlichter am Himmel tanzen. Wir sind gespannt 🥰🙏😎.
Nachtrag: Sie hat getanzt, die Aurora. Spät, aber sie kam vorbei. Kalt war es auf dem Pass. Es hat sich dennoch gelohnt 🥰
Tag 13
Vom Abisko auf die Lofoten
Wir verlassen Schweden und reisen über die E10 auf die Lofoten. Das Wetter ist uns gewogen. Wolken und Sonne wechseln sich auf der etwa sechsstündigen Fahrt ab. Es geht über die Ofoten in das kleine Fischerdorf Laukvik. Das liegt oberhalb von Svolvaer direkt am offenen Meer. Unterwegs kommen uns unzählige Wohnmobile entgegen. Die Norweger haben das Wochenende offenbar auf der Inselgruppe verbracht.
Überhaupt stellen wir fest, dass in diesem Jahr viel mehr Camper unterwegs sind, als wir es gewöhnt sind. Der Strom der großen Wohnmobile begleitet uns eigentlich schon seit Trelleborg. Es sind auch nicht die kleinen, alten Camper, die heute unterwegs sind. Unsere skandinavischen Nachbarn lieben es groß, teuer und luxuriös. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Stellplätze. Es ist einfach kaum noch Platz für kleine Campervans. Jedenfalls schauen wir uns öfter skeptisch an, wenn uns wieder eine endlose Schlange Weißware entgegenkommt.
Wir haben uns zumindest für heute getäuscht. Der riesige Stellplatz im Hafen von Laukvik ist beinahe leer. Wir bekommen einen Platz direkt an der Mole und genießen den romantischen Sonnenuntergang auf der Kaimauer. Das Abendessen sparen wir uns. Die Aurora hat sich wieder angekündigt. Ab 22.30 Uhr stehen wir mit Kameras und Stativen parat. Es sollte sich lohnen. Bis halb Zwei zog Mutter Natur ihr Schauspiel ab.
Tag 14
Wir haben die Nase voll. Die Lofoten werden wohl tatsächlich in diesem Jahr überrollt. So viele Touristen haben wir hier nicht erwartet. Es sind entlang der E10 kaum freie Parkplätze zu bekommen. Die Menschen hinter dem Steuer sind unglaublich gereizt. Wir wollen hier nur noch weg und beschließen spontan, die nächste Fähre zurück aufs Festland zu nehmen. In Ramberg legen wir noch einen kurzen Stopp an unserem Lieblingsstrand ein. Es geht mit den Füßen schnell ins (Eis) Wasser, dann rollt Ellie zum Hafen nach Moskenes. Jede freie Parkbucht entlang des schönen Küstenabschnittes ist mit einem großen weißen Wohnmobil zugeparkt. Angeln am Fjord fällt also auch aus.
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Wir bekommen einen der letzten freien Plätze auf der Abendfähre. Die hat aber zunächst mit technischen Problemen zu kämpfen, so dass wir erst zwei Stunden später nach Bodö ablegen können. Dafür gibt es Nordlicht auf dem offenen Meer. Auch nicht schlecht.
Tag 15
Wir verlassen Bodø nach einem späten Frühstück und reisen wieder gen Süden. Die Nacht war kurz, der Schlaf tief. Gegen 9 Uhr kommen die ersten Strandspaziergänger und es wird langsam unruhig auf dem Parkplatz. Ein festes Ziel haben wir nicht für diesen Tag. Zuerst geht es zum Tanken. Ellie ist durstig. Der Preis ist für norwegische Verhältnisse günstig. Wir blechen umgerechnet 1,69 Euro für den Liter Diesel. Danach rollt der alte Ford zum Saltstraumen. Das ist einer der mächtigsten Gezeitenströme der Welt. Mit unglaublicher Kraft presst sich das Meer hier an dieser Stelle in den Fjord und umgekehrt. Ein cooles Spektakel. Wir sind mal wieder begeistert.
Am frühen Abend zieht sich der Himmel zu. Dunkle Wolken bestimmen am Horizont das Wetterbild. Wir werfen Anker an einem Rastplatz am Holandsfjorden, direkt gegenüber vom berühmten Gletscher Svartisen. Die Aussicht direkt aus dem Van über die Landschaft ist grandios.
Tag 16
Wir beginnen den Tag mit einem schnellen Frühstück. Einen Kilometer vom Nachtlager entfernt starten die Touren zum Gletscher Svartisen. Da wollen wir heute hin. Leider haben wir die Rechnung ohne den Fährmann gemacht. Die Saison ist vorbei und zum Gletscher kommt man nur noch am Wochenende. Schade. Wir verschieben die Tour auf den nächsten Roadtrip und starten ganz entspannt in Richtung Torghatten.
Vier Fährüberfahrten liegen auf dem Weg. Auf der Route von Nesna nach Levang überqueren wir den Polarkreis. Die längste Schiffstour führt von Tjotta nach Forvik und dauert eine Dreiviertelstunde. Diese Fähre gefällt uns besonders gut. Sie ist modern, geräumig und hell und sie hat jede Menge Steckdosen zum Aufladen der Technik.
Höhepunkt des Tages ist eine Elchfamilie an Wegesrand, die genüsslich frisches Grün verspeist und sich durch uns überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lässt. Für dieses Bild tritt sogar die sonst so vorsichtige Fahrerin auf die Bremse und bleibt am Straßenrand stehen. Mit Warnblinker natürlich. Soll ja nichts schief gehen.
Zweimal müssen wir heute unseren phlegmatischen Fahrstil etwas außer Acht lassen. Die Abfahrtszeiten der einzelnen Fähren liegen dicht beieinander. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als mit vollen erlaubten 80 Kilometern in der Stunde über die Inseln zu brettern. Die wilde Hatz beginnt sofort nach dem Verlassen der einen Fähre. Dann düst die komplette Fährenauslastung mit Vollspeed vom Anleger und tritt erst kurz vor dem nächsten Schiff auf die Bremse. Wer stehen bleibt, verliert und darf im schlimmsten Fall zwei Stunden auf die nachfolgende Fähre warten. Unser Rekord: 16 Kilometer in 15 Minuten. Ohne das Brechen der Verkehrsregeln ist das für uns nicht schlecht.
Wir haben somit nicht verloren😂😂😂 und rollen irgendwann erschöpft auf den Stellplatz unterhalb des Torghattens. Der kostet 200 Kronen pro Nacht, inklusive Dusche und WC. Morgen geht es zum berühmten Berg mit dem Loch in der Mitte.
Tag 17
Abschied der Schicksalsgemeinschaft
Wir werden durch die ersten Touristenbusse der Hurtigeroute geweckt. Der Ansturm auf den berühmten Berg mit dem Loch hat begonnen. Bevor die Krautis sich da einreihen, gibt es erstmal Frühstück.
Der Torghatten ist ein Berg in der Nähe von Brønnøysund in Norwegen mit einer besonderen geologischen Form. In seiner Mitte hat er ein etwa 35 Meter hohes und rund 160 Meter langes Loch. Die letzte Eiszeit ist wohl schuld. Es sieht aber jedenfalls phänomenal aus. Schöner als die wissenschaftliche Erklärung aber ist die Sage.
Hestmannen, der ungehorsame Sohn des Trollkönigs Vågekallen, lebte auf den Lofoten. Auf der anderen Seite des Fjordes wohnte der mächtige Trollkönig Sulitjelmakongen, der sieben Töchter hatte, von denen eine wilder als die andere war. Deshalb schickte Sulitjelmakongen seine Töchter zur ehrbaren Jungfrau Lekamøya. Eines schönen Abends schaute Hestmannen über den Vestfjord und sah Lekamøya ein Bad im Fjord von Landego nehmen und sich die Haare kämmen. Sofort verliebte er sich.
Eine wilde Flucht durch Norwegen
In voller Rüstung preschte er mit seinem Pferd über den Vestfjord. Lekamøya und die sieben Schwestern begaben sich auf eine wilde Flucht. Die sieben Schwestern konnten sich schon vorstellen, Hestmannen zum Gatten zu nehmen.
Doch Hestmannen würdigte sie keines Blickes, da er nur Augen für Lekamøya hatte. Als diese jedoch immer mehr Vorsprung gewann, nahm er seinen Bogen und schoss einen Pfeil auf sie ab. Dies beobachtete jedoch der König der Sømnaberge und warf seinen Hut in die Bahn des Pfeils.
Der Hut blieb auf der Insel Torgar durchschossen liegen. Über die wilde Jagd vergaßen alle, wie kurz die Sommernächte im Norden sind, und schon ging die Sonne auf und alle versteinerten, wo sie gerade saßen oder standen: der Hut als Torghatten, die Sieben Schwestern bei Sandnessjøen und Lekamøya auf der Insel Leka, wo sie Schutz gesucht hatte. (Quelle: Wikipedia)
Nach der Rundtour um den Berg mit Loch fahren wir in Richtung Trondheim ab. Bis zur Burg Steinvikenholm vor Trondheim sind es gute 350 Kilometer. Noch einmal gibt es eine wilde Hatz. Wir wollen die nächste Fähre von Vennesund nach Holm erreichen. Sonst müssen wir eine Stunde warten. Alles kein Problem. Wir rollen auf das Schiff und es legt ab. Maßarbeit, sozusagen.
In Holm angekommen mischt sich etwas Wehmut unters fahrende Volk. Wir haben unterwegs auf der RV 17 immer wieder die gleichen Menschen in Ihren Fahrzeugen getroffen. Meist an den Fähren oder an den Aussichtspunkten. Gelegentlich auf dem Stellplatz. Man kam ins Gespräch, grüßte einander und ging wieder seiner Wege. Die Kennzeichnen waren bekannt und nach ein paar Kilometern wussten wir auch, wem welches Auto gehörte. Damit ist in Holm Schluss. Die Schicksalsgemeinschaft RV17, wie wir es spaßeshalber nennen, löst sich der letzten Bugklappe auf. Irgendwie sind wir etwas traurig.
Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir am Stellplatz an. Die Aussicht auf den Trondheimfjord ist traumhaft, der Sonnenuntergang ebenfalls. Es wird eine ruhige Nacht.
Tag 18
Fjäll-Liebe gleich Fell-Liebe
Es geht heute von Burg Steinvikholm ins Dovrefjell. Das sind gute 150 Kilometer. Wir haben also ausreichend Zeit für eine kleine Shopping-Tour in Trondheim. Traditionsgemäß findet die im City Syd, direkt an der Autobahn gelegen, statt. Und weil wir schon mal da sind, frönen wir dem Dagens Lunch mit Sushi und Stickys. Sehr lecker und sehr teuer.
Die restlichen Kilometer ins Gebirge meistert unser Vehikel ohne Probleme. Weil die Spritpreise in Norwegen oft sehr unterschiedlich sind, legen wir bei Oppdal noch eine kleine Schnitzeljagd zu einer abgelegenen Tankstelle ein. Dort kostet der Liter Diesel umgerechnet nämlich nur 1,58 Euro. An der E6 dagegen 1,93 Euro. Luftlinie liegen beide Tankstellen etwa 3 Kilometer auseinander.
Im Dovrefjell angekommen verschwenden wir keine Zeit. Nicole drängt zur Eile. Sie will zu ihren Moschusochsen. Allerdings bekommen wir gleich zu Beginn der Wanderung einen Dämpfer versetzt. Alle uns bekannten Wege ins Fjell sind gesperrt. Den Rentieren zuliebe. Wir müssen also den einzigen Wanderweg benutzen, der öffentlich zugänglich ist. Natürlich gibt es dort keinen einzigen Ochsen zu fotografieren.
Nur durch das Fernglas können wir die Tiere erkennen. Und andere Wanderer, die anscheinend die Schilder nicht gelesen oder anders interpretiert haben als wir. Ärgerlich, die ganze Geschichte. Morgen gibt es einen neuen Versuch, diese wunderschönen Tiere vor die Kameralinse zu bekommen.
Tag 19
Im Königreich der Moschusochsen
Seit 9 Uhr sind wir auf der Pirsch. Die Moschusochsen rufen und wir haben den Ruf vernommen. Unsere Tour führt uns auf der rechten Seite der Stropla entlang tief ins Königreich der zotteligen Tiere. Immer wieder waren größere Herden der Ochsen durch das Fernglas zu entdecken. Leider am Anfang nicht auf unserer Flussseite, so dass sich gegen Mittag etwas Frist breit machte.
Wir standen vor der Wahl, an das andere Ufer zu wechseln, zurückzulaufen und dann wieder neu ins Gebirge zu starten oder einfach stur auf dem eingeschlagenen Weg weiterzuwandern. Eine Flussüberquerung ging nicht, die Strömung war zu stark. Also blieben wir auf dem ursprünglichen Weg und hatten Glück. Direkt an einer Sennhütte rastete eine größere Herde und ließ sich dabei von uns nicht stören. Was für ein Glückstreffer.
Insgesamt elf Stunden waren wir heute im Fjell. 17 Kilometer lang war unsere Wandertour. Jetzt schmerzen zwar die Füße, doch das Bier schmeckt und Nicole sortiert schon ihre Fotos.
Tag 20
Schweden is calling
Wir verabschieden uns aus dem Dovrefjell und fahren nach dem Frühstück in Richtung Schweden ab. Es regnet. Bestimmt weinen uns die Ochsen ein paar Tränen zum Abschied hinterher. An Hjerkinn vorbei geht’s zuerst über Folldal in den Rondane-Nationalpark, später grüßt im Regendunst der Femunden auf dem Weg nach Idre.
Das Nachtlager ist das selbe wie immer: der Rastplatz direkt am Österdalälven vor Särna. Für das Abendessen gehen wir noch Pilze suchen. Zwei leckere Rotkappen landen im Pilzkorb. Am Lagerfeuer besprechen wir noch die Tour für den nächsten Tag. Dann geht es ins Bett. Wir wollen nämlich früh raus.
Tag 21
Wie geplant, klingelt beizeiten der Wecker. Pünktlich um 9 Uhr dröhnt der alte Ford-Motor wieder über die Landstraße. Erstes Ziel des Tages ist das Sportzelt bei Sälen. Schauen, ob die neue Herbstkollektion eingetroffen ist. Danach geht es 68 Kilometer im Eiltempo nach Malung zum Dagenslunch, ehe wir die rund 300 Kilometer nach Süden in den Tresticklan-Nationalpark in Angriff nehmen. Den wollen wir morgen auf einer kleinen Wanderung durchstreifen. Es ist, so sagen es die Kataloge, die größte Wildnis Südschwedens. Diese Aussage macht natürlich neugierig. Wir sind also gespannt. In Torsby, an der E45, gehen wir fix einkaufen.
Danach beginnt es auf der langen Fahrt durch das Värmland und später durch das Dalsland fürchterlich zu regnen. Unsere Laune sinkt mit jeder grauen Wolke fast schon in den Keller. Der Stellplatz am Osteingang des Nationalparks muntert uns etwas auf. Wir stehen mitten im dunklen Wald. Weiter hinein geht es mit dem Auto nicht. Hier gibt es kein Licht und kein fließendes Wasser. Dafür aber eine saubere Toilette und Mülleimer. Mit uns stehen noch ein paar andere Camper hier. Es ist also nicht einsam. Wir sind um den morgigen Tag gespannt. Immerhin soll mal wieder die Sonne scheinen.
Tag 22
Unterwegs im Nationalpark
Wir packen nach dem Frühstück unsere Rucksäcke und Stiefel und wandern in den Nationalpark Tresticklan. Die letzte große Wildnis Südschwedens ist groß und erstreckt sich vom Stora Le bis zur norwegischen Grenze. Nur ein kleiner Teil ist begehbar. Rund acht Kilometer lang ist der Rundwanderweg. Vom Parkplatz aus folgen wir zuerst der roten Route und laufen dann die gelbe Route. Es ist tatsächlich eine Wildnis. Mit kleinen Seen, einem Wasserfall und reichlich Urwaldfeeling. Normalerweise ist die Runde in zwei Stunden machbar. Wir brauchen mal wieder deutlich länger, was an den unzähligen Fotomotiven am Wegesrand liegt.
Nach einem kurzen Imbiss am Auto geht es dann bis nach Uddevalla ins Einkaufszentrum an der E6. Die letzten Mitbringsel für die Familie zu Hause müssen noch organisiert werden. Gegen Abend beginnt es heftig zu regnen. Unser Stellplatz für die Nacht ist ein kleiner Hafen bei Ljungskile. Diesen Platz kennen wir bereits. Für 17 Euro darf man hier übernachten. Es gibt eine Dusche und frisches Trinkwasser. Später am Abend drückt die Flut das Wasser mächtig in das Hafenbecken. Wir parken das Auto um, da das Wasser mittlerweile auf den Parkplatz strömt.
Tag 23
Wir haben am vergangenen Abend noch eine Entscheidung getroffen. Der Dauerregen hat uns etwas mürbe gemacht und wir fahren jetzt einen Tag eher nach Hause als geplant. Der heutige Tag wird also mehr oder weniger auf der Straße stattfinden. Freitag um 9.25 Uhr geht die Fähre von Trelleborg nach Rostock. Das erste Ziel des Tages ist der IKEA-Store in Göteborg, danach geht es weiter auf der E6 Richtung Süden zur Kerzenfabrik nach Ängelholm. Dort kann sich Nicole endlich ihre dreiarmige Kerze kaufen, nach der sie schon so lange Ausschau hält.
Der letzte Stellplatz in Schweden auf dieser Tour ist derselbe wie der erste Stellplatz auf der Tour: Wir parken Ellie am Schloss Torup, knapp 25 Kilometer von Trelleborg entfernt, und nutzen das letzte Licht des Tages für einen kurzen Besuch von Schloss und Schlossgarten.
Tag 24
Pünktlich um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Wir räumen schnell das Auto zusammen und düsen im Sonnenlicht zum Hafen. 45 Minuten dauert die Fahrt. Bevor es auf das Schiff geht, gibt es erstmal einen Kaffee und ein kleines Frühstück. Die Fähre nach Rostock ist rappelvoll und legt mit einer 30-minütigen Verspätung ab. Das Meer ist ruhig. Wir haben es uns in der Lounge am Bug des Schiffes gemütlich gemacht. Vor uns liegen jetzt rund sechs Stunden Überfahrt.
Zum Übernachten zieht es uns wieder Richtung Heiligendamm zu unserem Lieblingsplatz und wir genießen am Abend noch den herrlichen Sonnenuntergang an der Ostsee. Gegen 2130 Uhr leuchtet der Horizont plötzlich in den schönsten Tönen. Zum Abschluss unserer Tour durch Skandinavien grüßt spektakuläres Nordlicht vom Himmel über der Ostseeküste. Wir sind glücklich und zufrieden. Schön wars.