Gewaltig erheben sich die moosbewachsenen Felsen rechts und links des Weges in die Höhe. Zu Füßen plätschert ein kleiner Fluss den Weg entlang. Je tiefer es in den Canyon geht, umso weniger hört man Geräusche von der nahen Bundesstraße. Wir sind unterwegs in Thüringen. Genauer gesagt in der Drachenschlucht bei Eisenach. Eine Gegend, geprägt von tiefen christlichen Glauben und sagenumwobenen Mythen. Einige hundert Meter Luftlinie entfernt übersetzte der Reformator Martin Luther die Bibel. Hier in der Drachenschlucht, so erzählen es die Sagen, lebte vor unzähligen Jahrhunderten ein Drache, der Menschen aß und durch Ritterhand besiegt wurde. Heute ist die Klamm vor allem ein beliebter Wanderort am Rande des im Thüringer Waldes.
Geschichte der Drachenschlucht
Südlich der Lutherstadt Eisenach liegt die Drachenschlucht, eines von zahlreichen Geo Denkmälern Thüringens. Vor etwa 70 Millionen Jahren, als die Erdbewegungen zu Entstehung des Thüringer Waldes führten, entstanden durch Wasserläufe zahlreiche Schluchten, Spalten und tiefe Täler. Woher der Name Drachenschlucht kommt, kann allerdings keiner so richtig erklären. So soll ein großer Lindwurm hier in Urzeiten gelebt haben. Die Drachentöter-Legende erzählt, dass ein Ritter namens Georg einen Drachen tötete, der die örtliche Bevölkerung terrorisierte. Der Drache forderte Opfer und erhielt zuerst täglich zwei Schafe. Später wollte er dann noch einen Menschen und ein Schaf haben, danach Kinder, die durch das Los ausgewählt wurden.
Eines Tages fiel das Los auf die Tochter eines mächtigen Mannes. Dieser versuchte das Volk mit Gold zu bestechen, auf das es jemanden anderen auswählen würde, jedoch ohne Erfolg. In einem Brautkleid wurde das Mädchen dem Drachen zugeführt. Bevor der Drache die Prinzessin fraß, kam der Ritter Georg an den Ort. Er rettete die holde Maid, bezwang das Ungetier und führte es an einem Halsband in die Stadt. Der edle Ritter bot der Stadtbevölkerung an den Drachen zu töten, wenn sie sich zum Christentum bekehren würden. Das taten die Eisenacher dann angeblich auch. Seit dem Mittelalter ist der heilige Georg Schutzpatron der Stadt Eisenach. Und auch die größte Kirche Eisenachs trägt seinen Namen.
Anreise
Im Mariental gibt es einige Parkplätze, die bei gutem Wanderwetter allerdings schnell belegt sind. Eine bequeme Anreisemöglichkeit bietet die Buslinie 183. Sie startet vom Karlsplatz in Eisenach und fährt direkt zu Station Hohe Sonne. Dort ist auch der Einstieg in die Drachenschlucht. Ein wichtiger Hinweis: aufgrund der Coronamaßnahmen im Land Thüringen ist der Aufstieg vom Königsdenkmal in die Schlucht nicht erlaubt. Der Wanderweg ist quasi eine Einbahnstraße von oben nach unten. Der Umweg ist aber ausgeschildert.
Ab in die Drachenschlucht
Die Klamm ist ein faszinierendes geologisches Naturdenkmal. Im Laufe von 70 Millionen Jahren haben Eis und Wasser einen schmalen Grat in das Gestein geschnitten. Im oberen Teil der Schlucht bestimmen Laubbäume das Erscheinungsbild. Je tiefer wir aber eintauchen, umso grüner wird es an den Hängen. Moos so weit das Auge reicht. Der schönste Streckenabschnitt ist gerade einmal 300 Meter lang und an der schmalsten Stelle genau 68 Zentimeter breit. Wie gut, dass es aufgrund der Einbahnstraßenregelung keinen Gegenverkehr gibt. Festes Schuhwerk ist ein absolutes Muss. Vor allem nach einem Regenschauer ist der Boden rutschig und glatt. Teile des Wanderwegs sind außerdem mit Holz und Metallplatten verstärkt, die ebenfalls eine Rutschgefahr darstellen. Weil es teilweise mächtig eng wird zwischen den Felsen, ist der Weg nur teilweise für Kinderwagen geeignet.
Fotografen kommen hier voll auf ihre Kosten
Für die 2,5 Kilometer lange Tour haben wir 90 Minuten geplant. Wir schaffen es natürlich nicht in dieser Zeit. An jeder Ecke sind Fotomotive zu entdecken, zumal im unteren Teil des Wanderweges noch einige kleine Wasserfälle die Felsen hinabstürzen.
Entdecke Eisenach
Die Drachenschlucht ist natürlich nicht das einzige Entdeckungsziel in und um Eisenach. Wer gerne viel wandert, sollte sich die Elfengrotte anschauen. Auch die Landgrafenschlucht östlich vom Mariental ist sehr reizvoll. Auf der Burg Eisenach schrieb der Reformator Martin Luther Weltgeschichte: In nur elf Wochen übersetzte er auf der das Neue Testament und schuf damit unter anderem die Grundlage der deutschen Schriftsprache. In Eisenach selbst warten unter anderem das Lutherhaus, das Bachhaus, die Georgenkirche und das Schmale Haus auf Besucher. Das als „Schmales Haus von Eisenach“ oder „Handtuch“ bezeichnete Fachwerkhaus am Johannisplatz ist eines der schmalsten und kleinsten bewohnten Häuser Deutschlands. Es hat eine Breite von nur 2,05 m und eine Grundfläche von 20 m². Eine Höhe von 8,50 m gewährt dem Gebäude immerhin zwei Etagen.