Schloss Dammsmühle im Barnimer Land

Es ist kalt im Barnimer Land. Nachdem uns die kleine Regionalbahn zusammen mit ein paar anderen Wanderenthusiasten am Bahnhof Schönwalde ausgespuckt hat, geht es durch eine winterliche Landschaft direkt gen Westen. Schönwalde gehört zur Stadt Wandlitz und hat 2500 Einwohner. Hier gibt es zwei Dönerproduktionsfirmen, einen Lidl und Peppys Hundesalon. Und ein ehemaliges herrschaftliches Anwesen. Wir sind auf dem Weg zu einem verwunschenen Ort mit ganz viel Geschichte: Schloss Dammsmühle. Es liegt mitten im riesigen Naturpark Barnim. Vom Glanz des ehemaligen neobarocken Herrenhaus an der Westseite des Mühlenteiches ist nicht mehr viel zu sehen. Der Putz bröckelt, die Fenster sind vernagelt oder geklaut worden. Ein Lost Places, wie man heutzutage sagen würde. Doch langsam regt sich hier wieder Leben. Das liegt in erster Linie natürlich an den unzähligen Besuchern aus dem Barnim und aus Berlin, die das Waldstück, die Seen der Umgebung und das Schloss als Ausflugsziel für sich entdeckt haben. Eine Berliner Eigentümergesellschaft hat das Grundstück 2017 erstanden und seit dem vergangenen Jahr wird es wieder behutsam restauriert. Die ersten Arbeiten konzentrieren sich auf das Hauptgebäude. Hier sollen ein Restaurant und Gästezimmer entstehen. Später folgen die Parkanlage und andere Nebengebäude.

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Die Geschichte von Schloss Dammsmühle

Schloss Dammsmühle in der Außenansicht Wandern in Brandenburg im Barnimer Land - ein Spaziergang

Schloss Dammsmühle hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Im 16. Jahrhundert stand hier eine kleine Mühle. Vermutlich wurde sie von Zisterziensermönchen errichtet, denn das Gebiet gehörte dem Kloster Lehnin. Einige Jahrzehnte später erwarb der Berliner Lederfabrikant Peter Friedrich Damm das Anwesen und errichtete das Gebäude des Schlosses Dammsmühle im Jahr 1768 als zweigeschossiges Palais in einem Waldstück des Barnim, westlich des Dorfes Schönwalde, wenige Meter vom Mühlenbecker See entfernt. Damm durfte als einziger Fabrikant die preußisch-königliche Armee mit Uniformen versorgen. Er starb einsam. Das Anwesen verfiel und kam 1894 bei einer Zwangsversteigerung in den Besitz von Leutnant Adolph Wollank. Wollank war der Sprössling einer Großindustriellenfamilie aus Berlin. Die Wollankstraße in Pankow erinnert an diese Dynastie. Der Herrensitz Dammsmühle erhielt im Laufe der Jahre sein heutiges Aussehen. Vom einst schwimmenden orientalischen Tanzpalast ist leider nichts mehr zu sehen. Die Parkanlage beherbergt einen Weinberg, Fischzuchtteiche, ein Obstgut und ein Hochrosenparterre. Kaiser Wilhelm II. unterhielt in unmittelbarer Nähe ein Jagdrevier und traf sich im Jahr 1910 auf Schloss Dammsmühle mit dem letzten russischen Zaren Nikolaus II. zu vertraulichen Gesprächen.

Der französischer Kaiser Napoleon logierte 1812 anlässlich der Inspektion eines neuen Regiments auf dem Mühlenbecker Amtshof in Dammsmühle.

Wikipedia

Dann wechselte der Herrschaftssitz mehrmals den Besitzer. Zuerst kam ein englischer Seifenkonzernbesitzer. Als dieser mit seiner jüdischen Frau nach London floh, übernahm das Naziregime das Anwesen im Jahr 1943, und Dammsmühle wurde Teil des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Später bauten die Sowjets ein Lazarett, danach ein Erholungsheim und ein Casino für russische Offiziere. Ab 1959 übernahm die Staatssicherheit (Stasi) die Kontrolle über diesen historischen Ort. Im Jahr 1983 verhandelte Bundesminister Franz Josef Strauß mit der DDR-Staatsregierung über einen Milliardenkredit für die DDR. Nach der Wende drehte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hier seinen erfolgreichen Mehrteiler “Das Haus am See” mit Hildegard Knef, Anita Kupsch und Ursula Monn. Bis 2003 fanden auf dem weitläufigen Gelände zahlreiche Konzerte und Open-Air-Festivals statt, darunter das “Nation of Gondwana”. 2017 wurde das gesamte Areal an eine Berliner Eigentümergesellschaft verkauft, die Schloss Dammsmühle nun wieder in altem Glanz erstrahlen lassen möchte. Im vergangenen Jahr fand eine öffentliche Präsentation in Schönwald statt. Die ersten Arbeiten konzentrieren sich auf die Rekonstruktion des Schlossgebäudes, in dem zwei Restaurants, einige Gästezimmer, eine Bar, eine Bibliothek und gegebenenfalls sogar ein Kinoraum entstehen sollen. Ursprünglich planten die aktuellen Eigentümer, die ersten Arbeiten bereits im Herbst 2021 abzuschließen. Ob dies jedoch aufgrund von Corona möglich ist, bleibt fraglich. Die gute Nachricht: Schloss Dammsmühle soll weitgehend der Öffentlichkeit zugänglich sein. (Quelle: Wikipedia, Berliner Morgenpost, Märkische Allgemeine, eigene Recherche )

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Anreise und Wanderroute

Waldvergnügen pur im Naturpark Barnim Wandern in Brandenburg im Barnimer Land - ein Spaziergang

Schloss Dammsmühle und der Naturpark Barnim sind sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug erreichbar. Rund um das weitläufige Schlossgelände gibt es einige Parkmöglichkeiten. Da diese Parkplätze jedoch meistens einfache Waldeinfahrten sind und somit definitiv nicht für eine große Anzahl von Fahrzeugen ausgelegt sind, empfiehlt sich vor allem eine Anreise mit dem Zug.

Vom Berliner Vorort Karow fährt die Heidekrautbahn gemütlich im 30-Minutentakt in Richtung Schönwalde und Basdorf. Die Abfahrtszeiten sind beispielsweise um 8.27 Uhr und 8.57 Uhr. Bis Karow gelten die normalen Tarife. Für die Fahrt ins Umland benötigen Sie einen Anschlussfahrausweis für den Bereich C. Hier gelangen Sie zum Preisrechner und zum Fahrplan.

Für diejenigen, die dennoch nicht auf das Auto verzichten möchten, stehen unter anderem an den Bahnhaltestellen freie Parkmöglichkeiten zur Verfügung.

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Vom Bahnhof Schönwalde geht es 800 Meter die Mühlenbecker Chaussee entlang in Richtung Westen. An der Kreuzung Schlossstraße führt der Weg dann immer gerade aus einen guten Kilometer in den Wald rein. An einer Weggabelung geht es rechter Hand in Richtung Schloss. Siehe Karte unten!


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Der Naturpark Barnim

Waldvergnügen pur im Naturpark Barnim Wandern in Brandenburg im Barnimer Land - ein Spaziergang

Der rund 750 Quadratkilometer große Naturpark Barnim ist das einzige gemeinsame Großschutzgebiet der Länder Brandenburg und Berlin. Rund 5,4 Prozent der Fläche befinden sich in den nördlichen Berliner Stadtbezirken Pankow und Reinickendorf. Zwischen Bernau, Bad Freienwalde, Eberswalde, Liebenwalde  und Oranienburg liegt der Brandenburger Teil. Weitläufige Laubwälder prägen das Landschaftsbild. Hinzu kommen zahlreiche Seen, Moore, fast unberührte kleine Täler abseits der Wanderrouten. Die kleinen Orte in dieser abwechslungsreichen Landschaft bergen zahlreiche Reste slawischer und deutscher Burgen. Feld- und Ziegelsteinbauten, wie die Dorfkirchen, zeugen von alter Handwerkskunst. Und historische Wasserstraßen – wie der Finowkanal – locken mittlerweile jedes Jahr unzählige Freizeitkapitäne aufs Wasser. Einen kleinen Tipp haben wir zum Schluss noch für Euch. Besucht, wenn es die Wanderfüsse hergeben, den geschichtsträchtigen Ort Wandlitz. In der Waldsiedlung wohnten die Mitglieder des Politbüros der DDR-Regierung. Damals weit weg vom normalen Bürger gelegen, kann man heute entspannt am Wohnhaus der Honeckers, Mielkes, Sondermanns oder Stophs entlang spazieren. Ein Muss für Geschichtsfans.

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