Mitten im Nationalpark Fulufjället, im schwedischen Bundesland Dalarna, steht eine Fichte, deren Alter Wissenschaftler auf mindestens 9565 Jahre schätzen. Old Tjikko heißt das Gewächs. Es ist der wahrscheinlich älteste Klonbaum der Welt und mittlerweile so berühmt, dass ein Zaun das Wurzelwerk vor neugierigen Besuchern, Trophäensammlern und übereifrigen Selfieknipsern aus der ganzen Welt schützen muss.
Man könnte glatt vorbeilaufen. Sie sieht nämlich völlig harmlos aus, die gemeine Fichte (Picea abies), die da mitten im Fjäll steht und ein wenig verloren scheint. Wäre da nicht der Zaun drumherum, der auf etwas Sensationselles hinzuweisen scheint. Eigentlich kein Ort für spekatuläre Fotos, Sefies oder Urlaubsvideos, wenn … ja, wenn da nicht ein Wissenschaftler das Alter des Baumes bestimmt hätte. Fast fünfstellig sind die Zahlen. 9565 Jahre hat das Wurzelwerk auf dem Buckel. Old Tjikko heißt dieser Baum und die Fichte ist der älteste Klonbaum der Welt. Wobei das mit dem Baum so nicht ganz stimmt. Der fünf Meter hohe Stamm ist angeblich nur 300 bis 400 Jahre alt. Das Geheimnis des biblischen Alters liegt im Wurzelwerk.
Einem Forscherteam der Universität Umeå in Schweden ist dieser Fund in die Hände gefallen. Leif Kullmann, Leiter der Forschungsgruppe, und sein Team stießen im Fulufjäll-Gebirge auf die Überreste des uralten Baumes. Mithilfe der C14-Methode (Radiokohlenstoffmethode) konnten Holzreste und Zapfen der Fichte auf 5.660, 9.000 und 9.550 Jahre datiert werden. Erstaunlich ist, dass das genetische Material dieser Überreste mit dem der heutigen Fichte identisch ist. Dies deutet darauf hin, dass es sich um denselben Baum handelt, der sich über Jahrtausende hinweg immer wieder selbst erneuert hat. Der Fund dieser Fichte ist eine Sensation für die Wissenschaft, da er neue Erkenntnisse über die Lebensdauer und Anpassungsfähigkeit von Bäumen liefern kann.
Das Geheimnis liegt in den Wurzeln
Fichten trotzen bekanntlich der Zeit. Anders als viele andere Bäume sterben sie nicht ab, wenn ihr Stamm altersschwach wird. Stattdessen regenerieren sie sich aus ihren Wurzeln und bilden neue, junge Stämme. Und genau das ist mit Old Tjikko passiert. Obwohl der Stamm nur etwa 375 Jahre alt ist, verdankt er seine Langlebigkeit seinen fast 9.600 Jahre alten Wurzeln. Ein faszinierender Klonprozess: Stirbt der oberirdische Teil der Fichte ab, treiben die Wurzeln neue Knospen aus, die zu neuen Stämmen heranwachsen. So kann die Fichte über Jahrtausende hinweg weiterleben, während ihre Stämme in einem generationsübergreifenden Zyklus altern und absterben. Coole Sache.
Die Sache mit den Namen
Woher kommt eigentlich der Name des Baumes? Ganz einfach: Die prominente Fichte Old Tjikko hat ihr Entdecker Leif Kullman übrigens nach seinem verstorbenen Husky benannt. Ein nahezu unsterblicher Baum wird Zeit seines Lebens an den Vierbeiner erinnern. Der Traum eines jeden Hundebesitzers.