Wandern durch den Skuleskogen

Dichte Nadelwälder so weit das Auge reicht. Geröll, wild durcheinander geworfen, als ob Riesen mit Murmeln gespielt hätten. Schroffe Felswände, die tief in die Ostsee abfallen. Dazu noch eine wunderbare Stille, unterbrochen nur vom gelegentlichen Rauschen eines Wasserfalls oder dem fröhlichen Lachen anderer Wanderer – das ist der Skuleskogen. Die letzte Eiszeit hat dieses kleine Naturparadies an den Höga Kusten in der schwedischen Provinz Västernorrlands geschaffen. Nirgendwo sonst an der Ostküste Schwedens treffen Berg und Meer so abrupt aufeinander wie in diesem Naturkleinod zwischen Härnösand und Örnsköldsvik. Der Skuleskogen ist ein absolutes Abenteuerland. Und: hier kommt man leicht an die Grenzen, wortwörtlich genommen. Der Nationalpark ist nämlich nur 2360 Hektar groß und zählt gerade deswegen zu den schönsten schwedischen Nationalparks.

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Wo liegt der Skuleskogen?

Der Skuleskogen-Nationalpark liegt in der Gemeinde Docksta in der schwedischen Provinz Västernorrlands län. Er befindet sich an der Ostküste Schwedens, etwa 40 Kilometer südlich von Örnsköldsvik und 70 Kilometer nördlich von Härnösand. Bis nach Stockholm sind es rund 500 Kilometer.

Der Nationalpark erstreckt sich über 2.360 Hektar und hat eine Länge von etwa zehn Kilometern sowie eine Breite von etwa fünf Kilometern. Geprägt ist er von einer bergigen Landschaft mit alten Nadelwäldern, Seen und Flüssen. Der Skuleskogen-Nationalpark ist ein beliebtes Ziel für Wanderer, Fotografen und Outdoor-Enthusiasten. Im Park gibt es zahlreiche Wanderwege, die zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten führen.

Ganz oben auf der Liste steht natürlich der Slåttdalsberget: Ein 400 Meter hoher Berg mit einer spektakulären Aussicht auf die Ostsee. Direkt zu seinen Füßen liegt die Slåttdalsskrevan, eine tiefe Schlucht, gesäumt von großen Felsbrocken, geformt erst durch die Kraft eines Vulkans, später des Eises vor vielen Jahrtausenden. Mitten im Nationalpark liegt der See Tärnättvatten, an dessen steinigem Ufer man hervorragend biwakieren kann und darf.

Wandern durch den Skuleskogen – wo liegen die Eingänge

Es gibt insgesamt drei Eingänge, die in den Nationalpark führen. Die jeweiligen Zufahrten erfolgen von der Europastraße 4 und sind gut ausgeschildert.

Eingang West

Der Westeingang befindet sich in der nordwestlichen Ecke des Nationalparks. Vom Parkplatz führt eine breite Holzrampe 200 Meter in den Wald hinein zu einer großen Holzterrasse mit Sitzgelegenheiten und einer Feuerstelle. Informationstafeln stellen den Nationalpark Skuleskogen und das UNESCO-Weltnaturerbe Höga Kusten vor. Das gilt übrigens auch für die beiden anderen Parkeingänge. Nach den Informationstafeln führt ein Schotterweg, den man auch mit Rollstuhl oder Kinderwagen bewältigen kann, zum Aussichtspunkt Nylandsruten. Von dort aus geht es weiter zu den Klippen von Långtjärnhällorna und dann in das Herz des Nationalparks.

Eingang Süd

Gleich hinter Docksta geht es rechts weg in Richtung Nationalpark. Auch hier gibt es am Eingang jede Menge Informationen zur Geschichte. Hier führt auch der Höga-Kusten-Wanderweg (Högakustenleden) vorbei. Gleich hinter dem Eingang geht ein kleiner Wanderweg zum Sandstrand in der Bucht Kälaviken. Hier darf man auch im Zelt übernachten. Der Südeingang ist übrigens der einzige Eingang zum Nationalpark Skuleskogen, den man auch im Winterhalbjahr nutzen kann. Wir selbst waren zu dieser Jahreszeit noch nicht hier, haben die Informationen nur von Einheimischen.

Eingang Nord

Von der E4 führt eine kleine Asphaltstraße zum Fischerdorf Näske. Dann geht es über eine Schotterpiste direkt zum Nordeingang. Dort stehen neben ausreichend Parkmöglichkeiten (wir waren Ende August da) auch Trockentoiletten, Feuerstelle und Grillplätze zur Verfügung. An allen drei Eingängen gibt es außerdem kostenlose Wanderkarten für den Nationalpark.

Wandern durch den Skuleskogen – durch den Urwald auf den Berg

Unsere Wanderung beginnt an einem regnerischen Morgen. Wir haben typisches schwedisches Spätsommerwetter. Es tröpfelt aus tiefgrauen Wolken. Das ist genau unser Wetter. Der Wald dampft. Überall zwitschern die Vögel, Geräusche dringen aus dem dichten Grün. Die Holzbohlen, die auf den ersten 100 Metern die Richtung geben, sind glatt. Da nützen auch die besten Wanderschuhe nichts. Wer nicht aufpasst, macht hier vielleicht mal eine schnelle Bruchlandung. Das ist aber nach einigen Schritten wieder vergessen. Ein grünes Paradies verschluckt die Wanderer. Farne bedecken den Waldboden. Überall fließt Wasser aus Felsspalten. Im nahen Fluss soll eine Biberfamilie leben. Den Damm haben wir gesehen. Von den Bibern fehlt natürlich jede Spur.

Nach einem Kilometer öffnet sich die Bucht Skuleskogen. Wer hier sein Boot zu Wasser lässt und geradeaus in die offene See sticht, kommt irgendwann vielleicht in Finnland wieder an Land. Uns Landratten interessiert jedoch eher der Blick nach oben. Der Himmel klart auf. Die eine oder andere Wolkenlücke verspricht Sonnenschein.

Erst geht es aber zurück in den Urwald. Ein holpriger Pfad windet sich an der Bucht entlang bis zu einer kleinen Kreuzung. Ab hier ist Schluss mit Flipflops und Sandalen. Der Aufstieg zum Plateau beginnt. Es geht über moosbewachsene Steine durch einen unwirklichen Nadelwald.

Lesetips

Sogenanntes Engelshaar, eine Flechte, hängt an den Nadelbäumen und verleiht so dem Wald ein gewisses mystisches Flair. Man hat das Gefühl, beobachtet zu werden. Von Kobolden, Zwergen oder Trollen zum Beispiel.

Wandern durch den Skuleskogen – Wasserfall Skravelbäcken

Nach einem anstrengenden Aufstieg, wir sind etwa anderthalb Kilometer unterwegs, wird es lauter. Zeit, eine Pause zu machen. Mit Getöse kündigt sich der einzige Wasserfall im Skuleskogen an: der Wasserfall von Skravelbäcken. Je nach Wasserstand des Flusses stürzen sich hier nicht unerhebliche Wassermassen über mehrere Kaskaden durch eine enge Schlucht in Richtung Ostsee. Ein Eldorado für Fotografen und Freunde der Langzeitbelichtung. Ein Albtraum für deren Begleiter, denn an diesem Naturkleinod kann man durchaus auch die Zeit vergessen.


„Kleiner Tipp für stativlose Wanderer: Legt die Kamera auf einen Stein. Davon gibt es viele. Nur einen Fernauslöser solltet ihr nicht vergessen. Das macht das Fotografieren einfacher.“

– Nicole & Jörg

Weiter geht der Aufstieg Richtung Tärnättvatten. Der Trail führt durch dichtes Tannengrün und endlose Geröllfelder. Nach zwei Kilometern haben wir das Plateau erreicht und stolpern an diesem Tag über klitschnasse Baumwurzeln und Felsbrocken an einem namenlosen See vorbei in Richtung Lagerplatz. Hier gibt es eine Hütte zum Übernachten, ein Plumsklo, jede Menge Feuerholz für gemütliche Abende und zahlreiche Möglichkeiten, sein Zelt für die Nacht aufzubauen. Im Skuleskogen ist es nämlich erlaubt, wild zu zelten – an ausgewiesenen Stellen natürlich, aber immerhin.

Der Endspurt beginnt. Bis zum Gipfel sind es noch knapp 1000 Meter. Die haben es aber in sich. Von einem Wanderweg kann nicht mehr die Rede sein. Es geht über Felsen, Geröll, durch Felschluchten in Richtung Gipfel. Vor der berühmten Felsspalte Slåttdalsskrevan laufen wir noch über die markanten, für dieses Gebiet charakteristischen rötlichen Nordingrå-Granitplatten.

Dann passieren wir Slåttdalsskrevan. Der Slåttdalsberg wird hier im nördlichen Teil von dieser 200 Meter langen Felsspalte in einer beinahe geraden Linie durchschnitten. Bis zu 40 Meter fallen die moosbewachsenen Felswände senkrecht in die Schlucht. Diesen unglaublichen Ort in der Höga Kusten muss man einfach gesehen haben.

Die Felsspalte Slåttdalsskrevan

Informationen

Der Park ist 24 Stunden geöffnet, der Eintritt ist frei.
Übernachten ist erlaubt
Man darf im Nationalpark an den ausgewiesenen Stellen mit dem Zelt oder in Hütten übernachten. Trockentoiletten und Feuerstellen stehen zur Verfügung.
Informationen gibt es an den Parkeingängen.

Übernachten im Wohnmobil wird zumindest am Eingang Nord geduldet, solange kein Campingverhalten (Markise ausfahren, Tische aufstellen etc.) gezeigt wird.
Auch hier sind Trockentoilette, Mülleimer und Feuerstelle vorhanden.

Die Wanderung zum Slåttdalsberget ist moderat bis schwierig, je nach Witterung.
Festes Schuhwerk ist ein Muss.

Links
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Höga Kusten




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